News

© Leibniz-Institut (IPK)
Sonja Gentz (links) und Jelena Perovic bei der Weizenernte
Ernte am IPK: Mit Sichel und Sonnencreme

Sie arbeiten auf dem Feld, und sie arbeiten im Labor: Jelena Perovic und Sonja Gentz. Bei der aktuellen Weizenernte haben wir den beiden IPK-Mitarbeiterinnen bei ihrem abwechslungsreichen Job über die Schulter geschaut.

Fehler? „Sie können bei jedem einzelnen Arbeitsschritt einen Fehler machen“, betont Jelena Perovic. Mit ihrer Kollegin Sonja Gentz steht die Mitarbeiterin aus der Abteilung Züchtungsforschung auf dem Versuchsfeld und bringt in diesen Tagen die aktuelle Ernte ein. Und das ist beim Winterweizen echte Handarbeit. Daher ist die Sichel, die die Agrartechnische Assistentin aus der Kiste holt, das wichtigste Werkzeug. „Ganz wichtig ist es, dass es beim Schnitt zu keiner Vermischung mit der Nachbarpflanze kommt. Wenn das passiert, ist die Probe sofort wertlos.“ Während sie das erklärt, hält Sonja Gentz einen kleinen Leinenbeutel auf, in dem die frisch abgeschnittenen Weizenähren verschwinden. Doch auch da ist Sorgfalt gefragt. „Sollte einer unserer Erntehelfer vergessen, das passende Etikett aus der Parzelle auf den Beutel zu kleben, ist die Probe ebenfalls wertlos.“

Anfängerfehler, die Jelena Perovic und Sonja Gentz nicht mehr passieren. Beide haben jahrelang im Labor gearbeitet. Inzwischen sind die beiden IPK-Mitarbeiterinnen auch regelmäßig auf dem Feld im Einsatz. „Damit ist unsere Arbeit sehr abwechslungsreich. Vereinfacht gesagt: auf dem Feld arbeiten wir an der Phänotypisierung, im Labor an der Genotypisierung“, erklärt Jelena Perovic. „Letztendlich geht es darum, die besten Genotypen für die Hybrid-Züchtung herauszusuchen.“

Die Ernte ist für beide die schönste Zeit des Jahres, aber eben auch eine sehr anstrengende Phase.  Zur Grundausstattung gehören neben der Sichel auch eine passende Kopfbedeckung, Handschuhe, Kabelbinder, aber auch Sonnencreme und viele Wasserflaschen. Zwölf Personen, darunter Schüler und Studenten, gehören zu der Gruppe der Erntehelfer, mit der beide auf dem Feld im Einsatz sind. 35 Versuche laufen derzeit. Ein großer Versuch allein umfasst mehr als 3.400 Parzellen, die einzeln abgeerntet werden müssen. Für jede Parzelle gibt es einen Leinenbeutel. Ist ein Beutel voll, kommt er in eine der Trocknungskiste, die auf einem Anhänger am Rande des Feldes stehen.

„Damit ist die Arbeit aber noch lange nicht getan“, sagt Jelena Perovic und schwingt sich mit ihrer Kollegin auf das Fahrrad. Unter einem Vordach auf dem Campus des IPK wird das frisch geerntete Getreide noch getrocknet. „Dazu wird warme Luft in die Trocknungskisten geblasen“, erläutert die Agrarwissenschaftliche Assistentin und nimmt kurz eine der brauen Holzkisten in Augenschein. „QG 21.7. Versuch 17“ steht auf der Vorderseite. „In einer Kiste sind meist rund 70 Beutel, die in diesem Fall für die Quantitative Genetik (QG) genutzt werden.“

Ist der Weizen getrocknet, wird es noch gedroschen und gereinigt. Anschließend wird das frische Getreide in kleine Papiertüten gefüllt, die mit einem Etikett versehen werden. Der Teil, der bereits für die nächste Aussaat vorgesehen ist, wird noch mit Pflanzenschutzmittel behandelt und so vor Krankheiten geschützt. Doch nicht nur das: Das frische Saatgut wird gleich schon neuen Versuchen zugeordnet. Dafür wird unter anderem das 1.000-Korn-Gewicht bestimmt. „Daraus ergibt sich, wie viel pro Parzelle ausgesät wird.“ Ein Teil der Ernte kommt zudem in den Kühlraum. „Das ist für uns wie eine kleine Genbank, nur ohne Weckgläser und hohe Regale“, erklärt Jelena Perovic.

Nach der Ernte ist für sie immer schon wieder vor der Ernte. „Entspannung gibt es für uns nach der Ernte jedenfalls nicht.“ So werden bereits die beiden nächsten Aussaaten im Herbst und im Frühjahr vorbereitet. „Dann sitzen wir auch auf der Drillmaschine.“ Und spätestens Ende April beginnt bereits die Bonitur, das heißt, Jelena Perovic und Sonja Gentz sammeln verschiedene phänotypische Daten. „Wir vergeben dann praktisch Noten für Merkmale wie Blütenintensität und Höhe.“

Nachdem sie die Tür zum Kühlraum geschlossen haben, steigen die beiden IPK-Mitarbeiterinnen nun aber erst einmal wieder auf ihre Räder. Weiter geht es mit der Ernte. „In einigen Tagen wartet dann auf uns auch schon der Sommerweizen.“ Wirklich gerade keine Zeit zum Entspannen.