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Mit dem Lehrgarten sollen Auszubildende und Studierende, aber auch die breite Öffentlichkeit angesprochen werden.
Lehrgarten für Futterpflanzen: „Anfassen ist ausdrücklich erlaubt“

Ein im Jahr 2020 angelegter Lehrgarten für Futterpflanzen auf der Insel Poel vermittelt Wissen über zahlreiche Arten, Sorten und Mischungen. Evelin Willner, Kuratorin der Sortimente Öl- und Futterpflanzen der Arbeitsgruppe Teilsammlungen Nord des IPK, erklärt die Hintergründe des Projektes.

43 Meter lang und 22 Meter breit ist der neu angelegte Lehrgarten für Futterpflanzen, den das IPK Leibniz-Institut seit dem vergangenen Jahr an seinem Standort in Malchow unterhält. Ein Auslöser für die Errichtung der Anlage war das gestiegene Interesse an Schulungsangeboten. „Wir wollen mit dem Lehrgarten Auszubildende, Studierende und Praktikanten, aber natürlich auch die breite Öffentlichkeit ansprechen“, sagt Evelin Willner, Kuratorin der Sortimente Öl- und Futterpflanzen der Arbeitsgruppe Teilsammlungen Nord des IPK. Entstanden ist die Idee dabei auf einem Seminar mit der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern (LFA). „Wir haben es geschafft, mit diesem Projekt zwei Seiten zusammenzuführen. Die LFA hat sehr enge Kontakte zu den landwirtschaftlichen Betrieben. Und wir haben ein Interesse daran, auch die enorme Artenvielfalt bei Gräsern und Leguminosen stärker ins Blickfeld zu rücken“, sagt Evelin Willner.

Der Lehrgarten in Malchow besteht dabei aus zwei Blockanlagen. Im ersten Bereich stehen Gräser- bzw. Kleegras-Mischungen für die Futterproduktion, Grünland oder Ackerfutterbau. Der Fokus liegt also auf der Praxis. „Zu finden sind dort von der Landesforschung empfohlene Gräsermischungen, die jeweils für bestimmte Standorte und bestimmte Nutzungsrichtungen geeignet sind“, erklärt Evelin Willner. Im zweiten Bereich stehen die Grasarten einzeln, ergänzt um unterrepräsentierte Arten, die für Züchter und Landwirte noch keine große Rolle spielen, die künftig allerdings stark an Bedeutung gewinnen könnten.

„Anfassen ist ausdrücklich erlaubt“, bekräftigt Evelin Willner. Besucher des Lehrgartens können sich die 60 Arten, die in Reihen stehen, auch aus der Nähe anschauen und sie ertasten und erfühlen. „Wer eine Lupe mitbringt, der kann die Unterschiede der Gräser besser erkennen und die einzelnen Arten leichter bestimmen.“ 

„Uns ist aus der landwirtschaftlichen Praxis heraus zuletzt signalisiert worden, dass sich unsere Futterproduzenten mehr Kenntnis und mehr Sicherheit beim Erkennen und im Umgang mit den Arten wünschen. Darauf haben wir mit der Errichtung des Lehrgartens reagiert und wollen mit diesem Angebot die Aus- und Weiterbildung unterstützen“, sagt Evelin Willner. Mit der Agrarschule Zierow, der Fachschule Güstrow und der Universität Rostock sind gleich drei große Einrichtungen im näheren Umfeld des Standortes. Evelin Willner geht aber auch davon aus, dass die Landessaatgutanerkennungsstelle Interesse haben könnte. Aber auch Gäste und Touristen seien willkommen. „Wir planen nach der Corona-Pandemie auch Führungen, die dann nach Terminabsprache vereinbart werden können.“

Die Kuratorin möchte den Besuchern nicht nur die enorme Artenvielfalt bei Gräsern vermitteln, sondern auch auf die Vielfalt innerhalb einzelner Arten hinweisen. „Zahlreiche Muster, aber auch weniger bekannte Arten haben Eigenschaften wie beispielsweise erhöhte Trockenstresstoleranz, Krankheitsresistenzen oder eine bessere Nährstoffeffizienz, die angesichts des Klimawandels und der Nachhaltigkeit künftig wichtiger werden könnten. Insofern werden sie auch für die Züchtung noch stark an Bedeutung gewinnen.“

Handlungsbedarf besteht aber schon heute. Experten halten die Grassilagequalität in Mecklenburg-Vorpommern schon seit Jahren für verbesserungswürdig und -bedürftig. Ursache für die unzureichende Futterqualität sei insbesondere die mangelnde Güte des Ausgangsmaterials, aber auch die Zusammensetzung der Pflanzenbestände auf dem Grünland. Der Anteil hochwertiger Futtergräser sei einfach zu gering.

Geht es nach Evelin Willner, sind die ersten beiden Blockanlagen, die in erster Linie die aktuellen Pflanzenbestände auf dem Grünland und im Ackerfutterbau zeigen, nur der Anfang. „Das war wie eine Art Versuchsballon.“ Künftig kann sie sich durchaus auch vorstellen, den Lehrgarten noch um einige Sammelmuster und diverse Arten aus anderen Regionen zu erweitern.

 

Interessenten an einer Besichtigung bzw. Nutzung für Aus- und Fortbildung können sich gerne anmelden bei:

Evelin Willner    - 038425 20316 (willner[at]ipk-gatersleben.de

Dr. Heidi Jänicke - 038208 630316 (h.jaenicke[at]lfa.mvnet.de)