Carl Erich Correns

Carl Erich Correns (1864-1933)

Carl Correns gilt neben Erwin Baur als einer der bedeutendsten Genetiker in Deutschland. Bekannt wird er um 1900 als einer der drei Wiederentdecker der Mendelschen Regeln. Später wird Carl Correns erster Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem. In Gatersleben ist ihm die Straße gewidmet, in der sich auch das IPK Leibniz-Institut befindet.

Angeregt durch Preisausschreiben zu wichtigen Problemen der Biologie im 19. Jahrhundert, etwa zur Frage „Gibt es eine Bastard-Befruchtung im Pflanzenreich?“, beginnt Carl Correns 1894 in Tübingen mit Kreuzungen von rot- und weißblühenden Wunderblumen (Mirabilis jalapa). Mit Glück trifft er die richtige Auswahl des Merkmals und entdeckt gleichzeitig mit Hugo de Vries (in Amsterdam) und Erich von Tschermak (in Wien) um 1900 die Regeln der Vererbung, d. h. die Verteilung der elterlichen Merkmale unter den Nachkommen.

Erstaunt müssen sie aber feststellen, dass eben diese Regeln ein Mönch namens Gregor Mendel (1822-1884) in Sitzungen des „Naturforschenden Vereins“ in Brünn bereits 1865 vorgetragen und 1866 als „Versuch über Pflanzenhybriden“ veröffentlicht hat. Correns, de Vries und Tschermack gelten somit als Wiederentdecker. Mendel hatte unter 22 Erbsensorten sieben Merkmalspaare ausgewählt, gekreuzt und die Nachkommen der ersten, zweiten und dritten Generation aufs Genaueste ausgewertet. De facto konnte er drei Muster der Aufspaltung beschreiben. Diese werden heute als „Mendelschen Regeln“ bezeichnet, die Uniformitäts-, die Spaltungs- und die Unabhängigkeits- bzw. Neukombinationsregel.

Correns studiert ab 1885 an den Universitäten München und Graz Botanik, Chemie und Physik.

1889 wird er in Hamburg mit einer Arbeit über das Dickenwachstum von Algen-Zellwänden promoviert und arbeitet anschließend in verschiedenen botanischen Instituten, bevor er 1982 Privatdozent für Botanik an der Universität in Tübingen wird. Im selben Jahr heiratet er die Botanikerin Elisabeth Widmer (1862-1952), die Nichte seines Doktorvaters Carl Wilhelm von Nägeli. Mit ihr hat er drei Kinder, den Mineralogen  Carl Wilhelm Correns (1893-1980), den Chemiker und PolitikerErich Correns (1896-1981) und die Ärztin Anna-Eva Correns.

1914 wird er erster Direktor des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem. Als solcher ist er bis 1927 Mitglied des Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Gemeinsam gründet er 1921 mit Erwin Baur und Richard Goldschmidt die Deutsche Gesellschaft für Vererbungswissenschaft. Als betont unpolitischer Mensch erhält Correns neben beiden nun auch einen Sitz im preußischen Landesgesundheitsrat im Ausschuss für Bevölkerungswesen und Rassenhygiene. Baur und Correns stehen im freundschaftlichen Austausch, wobei Baur als Pflanzenzüchter seinen älteren Kollegen als theoretischen Forscher schätzt und zu Rate zieht.

Mit Blick auf die Mendelschen Vererbungslehre schlägt Correns vor, sie als „Regeln“ und nicht „Gesetze“ zu bezeichnen, weil er und Erwin Baur 1909 bei Kreuzungen mit dem Merkmal „Weißscheckung der Blätter“ auf einen Fall der nicht „mendelnden“ Vererbung aufmerksam werden. Die Nachkommen grüner bzw. weißgescheckter Elternpflanzen waren nur dann gescheckt, wenn die Mutterpflanzen als Kreuzungspartner weißgescheckt waren. Es musste sich also um Erbträger (Gene) der mütterlichen Eizelle und damit um Gene außerhalb der Zellkerne handeln. Der Verdacht fiel umso begründeter auf das Zellplasma (Zytoplasma), weil der väterliche Pollen bei der Befruchtung lediglich den Zellkern, die Mutterpflanze jedoch den Zellkern und das Zellplasma beisteuert.

Zunächst war unklar, um welche Erbträger es sich handeln könnte. Baur vermutete sie in den Plastiden, Correns im Zytoplasma. Schließlich konnte Baur die Fachwelt überzeugen, dass es die Plastiden sind. Auf diesem Wege hat Baur die Plastiden als zytoplasmatische Erbträger entdeckt, die sich autonom vermehren und ihre Merkmale getrennt vom Zellkern mütterlicherseits vererben, was übrigens auch für die Mitochondrien gilt, die damals aber noch wenig erforscht waren. In beiden Fällen handelt es sich um extra-chromosomale Erbträger, deren „Erbgut“ erst nach 1963 als Doppelstrang-DNS isoliert wurde und im Detail heute noch Molekularbiologen und Genetiker beschäftigt.

Als Correns am 14. Februar 1933 im Alter von 69 Jahren in Berlin stirbt, ist Baur tief betroffen. Hans Stubbe, Gründungsdirektor des heutigen IPK Leibniz-Institutes, hat beide als Lehrer erlebt und verehrt. Correns Namen tragen heute nicht nur die Straße, an der das IPK in Gatersleben liegt, sondern auch Straßen in Köln, Münster und Tübingen, sowie ein Platz im Umkreis seines Wirkens in Berlin-Dahlem.

 

Im Stadtpark Tübingen erinnert ein Gedenkstein an Carl Erich Correns. Es zeigt - wie auch das Foto - den Genetiker bei Kreuzungsarbeiten.  Die Inschrift lautet: Hier leitete Carl Correns, der Stadthalter Mendels das Zeitalter der Vererbungsforschung ein.