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IPK Leibniz-Institut/ C. Schafmeister
Die Kinder der Tanzgruppe Poel bekamen für ihren Auftritt am Tag der offenen Tür viel Applaus.
Standorte Malchow und Groß Lüsewitz sind fit für die Zukunft

Die Infrastruktur der Teilsammlungen Nord ist mit finanzieller Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Monaten umfassend modernisiert worden. Die Inbetriebnahme der modernisierten Anlagen an beiden Standorten der Bundeszentralen Ex-situ-Genbank wurde am Sonnabend bei einem Tag der offenen Türen stellvertretend für beide Standorte in Malchow gefeiert.

Großer Tag für die Genbank des IPK Leibniz-Institutes: nach drei Jahren Konzeption, Planung und Bau ist am Sonnabend die modernisierte Infrastruktur der Teilsammlungen Nord (TEN) an den beiden Standorten in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Tag der offenen Türen in Malchow auf der Ostseeinsel Poel in Betrieb genommen worden. Am Standort auf der Insel Poel lagern 15.000 Saatgutmuster für Öl- und Futterpflanzen. Zu den neuen Einrichtungen gehören Wirtschaftsgebäude mit modernen Kühlzellen für die Lagerung des Saatgutes, Spezialräume für die Aufbereitung und Analyse der Öl- und Futterpflanzen, verbesserte Lager- und Unterstellmöglichkeiten sowie eine komplett erneuerte Werkstatt und Energieversorgung. Darüber hinaus wurden die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erheblich verbessert.

Am zweiten Standort der TEN in Groß Lüsewitz bei Rostock wurde die Infrastruktur in den vergangenen Monaten ebenfalls umfassend modernisiert. Dort lagern mehr als 6.000 Muster von Wild- und Kulturkartoffeln. Das Forschungsgewächshaus wurde nach fast 20 Jahren modernisiert. Sowohl die Heizungs- als auch die Gebäudeleittechnik wurden grundlegend erneuert. Zusätzlich wurde eine hochmoderne Gewächshaus-Großkabine errichtet, die optimale Kulturbedingungen für die Vermehrung unserer wertvollen Wildkartoffeln bietet. Ziel beider Modernisierungen war es, die Arbeitsfähigkeit der Teilsammlungen Nord langfristig zu sichern, die internationale Sichtbarkeit der Genbank weiter zu erhöhen und beide Standorte in Mecklenburg-Vorpommern für die Forschung attraktiver zu machen.

„Die Bedeutung der beiden Standorte der Teilsammlungen Nord für unsere Arbeit kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, erklärte Nils Stein, Leiter der Abteilung Genbank des IPK. Die 21.000 Akzessionen seien ein „entscheidender Schlüssel für die Forschung und für die Züchtung neuer Sorten“. Umso mehr freute er sich über die Investition des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Instituts von fast vier Millionen Euro. „Die Unterstützung ist entscheidend für die Verbesserung unserer Forschungsarbeit und wertet beide Standorte, Malchow und Groß Lüsewitz, noch einmal spürbar auf.“ Das IPK werde in jedem Fall alles daransetzen, seine „führende Rolle in der Pflanzenforschung noch weiter auszubauen“.

Und damit stieß Nils Stein beim Land auf offene Ohren. „Die Forschung des IPK ist gerade angesichts des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung sehr wichtig“, betonte Marion Zinke, Abteilungsleiterin im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern. „Wir brauchen die Forschung am Standort Malchow und Groß Lüsewitz, und wir werden sie auch weiter unterstützen“, versicherte Marion Zinke. Mit der Investition von 3,8 Millionen Euro solle die Forschung „auf eine neue Stufe gehoben werden“. Das sei der Wunsch, aber auch die Erwartung des Landes.

Das IPK ist da aber bereits auf einem guten Weg. „Wir haben vor wenigen Tagen mit dem Julius-Kühn-Institut einen Kooperationsvertrag unterschrieben und wollen in Groß Lüsewitz eine gemeinsame Forschungsgruppe einrichten“, erklärte Ingmar Schmidt, administrativer Leiter des IPK. Diese solle nach Möglichkeit bereits im Herbst ihre Arbeit aufnehmen.

Doch am Sonnabend standen in Malchow zunächst einmal alle Türen für die Besucherinnen und Besucher offen. „Ich freue mich riesig, dass sie alle an diesem besonderen Tag zu uns gekommen sind, um mit uns zu feiern, aber auch um unsere Arbeit einmal aus nächster Nähe zu erleben“, sagte Sortimentsleiterin Evelin Willner. Beides sollte gut gelingen. Viel Beifall gab es zum Auftakt für die Poeler Kindertanzgruppe des Vereins Poeler Leben, die unter Leitung von Maren Jahn in alten Poeler Trachten auftrat. Musikalisch umrahmt wurde der Tag vom „Jazz Orchestra Jellyfish“. Bei mehreren Führungen durch die modernisierte Genbank konnten sich die Besucherinnen und Besucher von den neuen Räumlichkeiten ein eigenes Bild machen und bekamen Einblicke in die Arbeiten einer Genbank.

In einem Impulsvortrag verwies Nils Stein auf die Bedeutung von Genbanken weltweit zum Erhalt biologischer Vielfalt. Dabei ging er auch auf den russischen Botaniker und Genetiker Nikolai Vavilov (1887-1943) ein. „Vavilov gilt als Vater des wissenschaftlichen Konzepts von Genbanken und hat als einer der ersten Wissenschaftler das Bewusstsein für genetische Ressourcen geschaffen“, erläuterte Nils Stein. „Er hat bereits zu seiner Zeit sehr modern gedacht und schon damals die Gefahr erkannt, die sich aus einem Verlust der genetischen Vielfalt von Kulturpflanzen aber auch deren wildverwandten Arten ergibt. Heute brauchen wir diese Vielfalt für die Entwicklung neuer und noch besser angepasster Sorten.“

An verschiedenen Ständen gab es außerdem aus erster Hand Informationen zur Kartoffelvielfalt in Groß Lüsewitz, zur wunderbaren Welt der Heilpflanzen, zu neuen Lagerungsmöglichkeiten der Cryo-Konservierung, zur Arbeit von wissenschaftlichen Kooperationspartnern in Mecklenburg-Vorpommern sowie zu Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten am IPK. Selbst Hand anlegen konnten alle Gäste bei der Aufarbeitung des Saatgutes und im Keimlabor.

Ein besonderes Highlight war das „Zelt des Wissens“. In diesem Zelt stellten Kooperationspartner des IPK Leibniz-Instituts in Mecklenburg-Vorpommern ihre Forschungsschwerpunkte und gemeinsame Forschungsprojekte vor. Neben der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei waren dies die Hochschule Neubrandenburg, die Universität Rostock, die Hochschule Wismar, das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Rostock und das Leibniz-Institut für Plasmaforschung in Greifswald. Die Vielfalt der Forschungsansätze rund um und mit unserer Lebensbasis Pflanze wurde erlebbar.