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Chaodan An
Das erste Treffen fand im Jahr 2024 in China statt, nun folgt die Fortsetzung am IPK.
Drei Partner, ein Ziel

Wie Erkenntnisse aus der Genomforschung für die Züchtung widerstandsfähiger Getreide genutzt werden können, ist ab Montag Thema eines Workshops am IPK. Martin Mascher erläutert die Herausforderungen für die Wissenschaft und die Ziele der Veranstaltung.

Wer organisiert den Workshop? Und wie kommt es zu dem Workshop am IPK?

Der dreitägige Workshop in Gatersleben wird vom Chinesisch-Deutschen Zentrum für Wissenschaftsförderung (CDZ) finanziert. Das Zentrum ist eine gemeinsame Einrichtung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der „National Natural Science Foundation of China“.

Und Organisatoren des Workshops sind neben dem IPK das James-Hutton-Institut (JHI) und die Chinese Academy of Agricultural Science (CAAS). Ein erster Workshop fand im April 2024 in China statt - und die jetzige Veranstaltung am IPK ist die Fortsetzung. 

Was sind die Herausforderungen für die Wissenschaft? Und was ist das Ziel?

Die technologischen Fortschritte haben in den vergangenen Jahren die Sequenzierung einer immer größeren Zahl von Pflanzengenomen ermöglicht. So waren wir am IPK maßgeblich an der Entschlüsselung der Genome von Weizen, Gerste, Hafer und Roggen beteiligt. Jetzt geht es darum, dieses Wissen in die praktische Züchtung zu überführen. Ziel muss sein, durch genombasierte Züchtung Nutzpflanzen zu entwickeln, die widerstandsfähiger gegenüber veränderten Umweltbedingungen sind.

Der Workshop soll also Brücken zur Züchtung schlagen?

Genau! Unser Workshop befasst sich mit den jüngsten Fortschritten bei der Umsetzung der Genomforschung in praktische Feldanwendungen bei Gerste, Weizen, Roggen und ihren jeweiligen wilden Verwandten. Doch wir sind noch lange nicht am Ziel. Um die komplexen genetischen Strukturen von Merkmalen wie Ertrag und Blütezeit zu verstehen, bedarf es weiterer Grundlagenforschung. 

Worum geht es konkret?

Wir müssen die Genregulation und das Zusammenspiel einzelner Gene besser und umfassender verstehen. Und für gezielte züchterische Eingriffe sollten wir Genomdaten und die der Phänotypisierung zusammenführen.  

Welche Themen stehen auf der Agenda des Workshops?

Wir haben insgesamt sieben Themenbereiche. Es geht um evolutionäre Ansätze, Genomforschung, Bioinformatik, Entwicklungsbiologie, neue Züchtungstechniken sowie um biotischen und abiotischen Stress. Außerdem werden in einem Block am zweiten Tag fünf ausgewählte Erfolgsgeschichten vorgestellt, unter anderem von meinem Kollegen und Mitorganisator Ping Yang. 

Bereiche wie die Genomforschung sind seit Jahren etabliert. In einem Vortrag geht es aber auch um neue KI-Modelle für Netzwerke der Genregulation. Was verspricht man sich davon?

Runxuan Zhang, der diesen Vortrag hält, ist ein Experte auf dem Gebiet der Genexpression. Ich bin gespannt, wie er KI-Modelle einsetzt oder was er dazu sagen wird. Wie bei allen anderen Vorträgen lasse ich mich überraschen und freue mich darauf. 

Woher kommen die Sprecher?

Die Vortragenden kommen hauptsächlich von den drei Partnereinrichtungen, die den Workshop organisieren. Wir konnten aber zusätzlich auch einige ausgewählte internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Key Note Speaker gewinnen. Darunter Chengdao Li, Hiroshi Hisano und Maria von Korff. Letztere ist uns aus dem Exzellenzcluster CEPLAS gut bekannt. 

Wer ist vom IPK dabei?

Nils Stein ist ebenfalls ein „Key Note Speaker“ und wird vor seinem Vortrag eine Einführung in das IPK geben. Ansonsten stellen Laura Dixon, Robert Hoffie, Stefan Heckmann und Yongyu Huang ihre Forschungsarbeiten vor. 

Mit 26 Vorträgen in drei Tagen ist das Programm sehr dicht und eng getaktet. So hat jeder Sprecher nur 25 Minuten Zeit. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Diskussionen?

Ja, in den 25 Minuten sind nach jedem Vortrag fünf bis zehn Minuten zur Diskussion enthalten. Außerdem haben wir in den Pausen ausreichend Zeit für den Austausch. 

Was gibt es neben den Vorträgen?

Am ersten Tag gibt es nach der Begrüßung und den ersten beiden Blöcken ein gemeinsames Abendessen im Casino. Am zweiten Tag zeigen wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit der Bundeszentralen Ex-situ-Genbank und der PhänoSphäre zwei unserer wichtigsten Forschungsinfrastrukturen am Institut. Den Abschluss bildet am dritten Tag eine Stadtführung durch Quedlinburg. 

Was erwartest du persönlich von dieser Veranstaltung?

Ich freue mich - wie schon bei der ersten Veranstaltung 2024 in China - auf den intensiven Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Dabei geht es natürlich um neue Kontakte, aber auch um mögliche wissenschaftliche Kooperationen in weiteren Projekten der Grundlagenforschung an Kulturpflanzen.