Bohnen sind wahre Alleskönner: Sie stehen für Heimat und Tradition, sind gut für die Darmflora und für das Klima. MDR und ARTE haben am Freitag bei der Langen Nacht der Wissenschaft in Halle an der Universität erstmals ihre Bohnen-Doku gezeigt. Dabei war IPK-Wissenschaftlerin Dr. Kerstin Neumann. Sie ist Co-Koordination des europaweiten Citizen-Sciences-Projektes INCREASE und eine der Protagonistinnen des Films.
Bohnen sind wahre Alleskönner: Sie verbinden Generationen und Kontinente, sie stehen für Heimat und Tradition und sind gut für die Darmflora und für das Klima. Deshalb widmen sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser Power-Hülsenfrucht. Sie untersuchen innerhalb eines Bürgerexperiments, welche Sorten am besten mit den Klimaveränderungen in Europa klarkommen. Zu diesem Zweck bauen tausende Hobbygärtnerinnen in insgesamt 27 europäischen Ländern verschiedene alte Sorten der Gartenbohne an und dokumentieren Wachstum, Blütezeit und Erträge.
„Bohnen sind eine unheimlich spannende Kulturpflanze, und die Bürger sollen wissen, welch große Vielfalt es gibt“, erklärt Dr. Kerstin Neumann vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben in der vom MDR für ARTE produzierten Dokumentation. Alleine in der Genbank des IPK lagern mehr als 8.000 Sorten.
Ziel des Projektes, das im Mittelpunkt der Doku steht, ist es, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger bei der Erfassung wichtiger Merkmale wie Wachstum, Aussehen, Blütezeitpunkt oder Ertragskomponenten von rund 1.000 alten Bohnensorten einzubeziehen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhält sechs Bohnensorten. Diese sät er bei sich aus und erfasst dann verschiedene Merkmale mit Hilfe der App „INCREASE CSA“. So erhalten die Wissenschaftler und Wissenschaftler letztlich eine sehr große Datenbasis. „Wir wollen das Thema Biodiversität aber auch noch präsenter machen und das Wissen über und das Gefühl für die Vielfalt der Bohnen vergrößern“, sagte Dr. Kerstin Neumann. „Zugleich werden die Bürger Teil einer Erhaltungs-Community“, sagt die IPK-Forscherin, die das Citizen-Science-Projekt INCREASE gemeinsam mit Roberto Papa von der Polytechnischen Universität der Marken (Italien) leitet.
Gedreht hat das Film-Team rund um Jasmin Lakatoš aber nicht nur in Gatersleben, sondern auch in Italien und Frankreich. Für Tiziana Tacchi in Chiusi in der Toskana gehören Bohnen seit jeher auf die Speisekarte ihres Restaurants. „Bohnen stehen für Heimat und Tradition“, betont sie. „Und sie sind eine wertvolle Zutat für all unsere Gerichte. Einen Verlust dieses Reichtums können wir uns nicht leisten.“ Gekocht wird aber auch bei Forscherinnen und Forschern in Südfrankreich, die das Zusammenspiel von Bohnen und Mais auf dem Feld untersuchen. Und es gibt raffinierte und traditionelle Bohnen-Rezepte aus Albanien und Litauen.
Im Rheinland setzt Landwirt Karl-Adolf Kremer unterdessen auf die Ackerbohne als sehr nachhaltige und eiweißreiche Feldfrucht. Sie reichert nicht nur Böden mit Stickstoff an, sie bietet auch Nahrung für Insekten und Nutztiere und hat viel Potential für die menschliche Ernährung. „Bohnen sind wie ein Kraftwerk im Boden und stehen für Nachhaltigkeit“, sagt der Landwirt in der Doku „Superfood Bohnen“. Aber auch Grundschulkinder im sächsischen Köthensdorf entdecken beim Bürgerexperiment die Gartenbohnen für sich.
Doch nicht nur das Film-Team rund um Jasmin Lakatoš ist fasziniert von dem erfolgreichen Bürgerexperiment. So hat die Europäische Union das Projekt INCREASE, an dem sich bisher schon fast 20.000 Menschen beteiligt haben, vor wenigen Wochen mit dem „Grand Prize“ für Bürgerwissenschaft ausgezeichnet. „Der Preis ist eine Anerkennung unserer Arbeit, und wir freuen uns riesig darüber, dass wir mit der Idee, pflanzengenetische Ressourcen mit Hilfe der Bürgerinnen und Bürger Europas zu erforschen, auf so große Resonanz gestoßen ist“, sagt Dr. Kerstin Neumann.
Hinweis: Ein Sendetermin für die Dokumentation, die der MDR für ARTE produziert hat, steht bisher noch nicht fest.
Alle Infos zu INCREASE:
https://www.pulsesincrease.eu/