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IPK Leibniz-Institut/ L. Schlehuber
Hanna Marie Schilbert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld und Dr. Mustafa Bulut, Postdoc am Max Planck Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam, sind heute mit dem Gaterslebener Forschungspreis ausgezeichnet worden.
Gaterslebener Forschungspreis geht nach Bielefeld und Potsdam

Dr. Hanna Marie Schilbert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld und Dr. Mustafa Bulut, Postdoc am Max Planck Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam, sind heute mit dem Gaterslebener Forschungspreis ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wird von der Gemeinschaft zur Förderung der Kulturpflanzenforschung Gatersleben e.V. vergeben.

Ziel des Preises ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf den Gebieten der Pflanzengenetik und der Forschung an Kulturpflanzen. Die Auszeichnung, die der Verein alle zwei Jahre mit Unterstützung der Salzlandsparkasse und des IPK Leibniz-Institutes vergibt, ist in diesem Jahr mit einem Preisgeld von 1.500 Euro pro Preisträger verbunden. Insgesamt wurden 16 Arbeiten eingereicht. „Da die Arbeiten von Hanna Marie Schilbert und Mustafa Bulut beim internen Ranking und bei den externen Gutachten sehr nah beieinander und weit vor allen anderen Bewerberinnen und Bewerbern lagen, haben wir entschieden, den Preis auch an beide zu geben“, sagte Prof. Andreas Houben, Geschäftsführer des Vereins. 

Der Schwerpunkt der von Hanna Marie Schilbert eingereichten Arbeit „Molecular and bioinformatic identification and analysis of genomic loci controlling seed protein quality in rapeseed (Brassica napus L.)” liegt auf der molekulargenetischen Analyse des Öl- und Proteingehalts im Rapssamen sowie von damit assoziierten sekundären Inhaltsstoffen aus der Klasse der Glukosinolate und Flavonole. 

Der Hauptteil der Arbeit widmet sich der genetischen Analyse des Gehalts ausgewählter Glukosinolat- und des Flavonolverbindungen. Das Ziel ist es, Gene zu identifizieren, welche die Menge dieser unerwünschten Beimengungen (off-flavors) im Protein des Rapssamens reduzieren und dieses damit für die menschliche Ernährung nutzbar machen. 

Die Ergebnisse der umfangreichen Analysen umfassen die Entwicklung eines Softwaretools für die Identifizierung von Kandidatengenen aus der Flavonoid Biosynthese, die Identifizierung von zwei Genen aus einer Genfamilie, die eine zentrale Rolle in der Flavonol Synthese spielen sowie die Identifizierung und bioinformatischen Charakterisierung von zwei MYBm Transkriptionsfaktoren (BnaMYB12, BnaMYB111), welche den Flavonolgehalt im Samen regulieren.

„Die Arbeit beeindruckt nicht nur durch das enorm breite Spektrum an Methoden, die in lehrbuchmäßiger Manier angewandt werden, sondern auch durch die Fokussierung auf das eigentliche Ziel - die Identifikation von einem QTL zu Grunde liegenden Genen- und den überzeugenden Ergebnissen“, schreibt einer der Gutachter. „Zudem sind die Strukturierung der Arbeit, die schriftliche Ausarbeitung und die Darstellung der Schautafeln äußerst gefällig und hervorragend dargestellt und ihre Publikationsleistung sehr beeindruckend.“

„Diese Auszeichnung bedeutet für mich, dass unser Ansatz, Raps als eine hochwertige Proteinquelle für die menschliche Ernährung zu erschließen, auf großes Interesse stößt. Das motiviert mich und das gesamte RaPEQ-Team unsere Forschung weiter voranzutreiben“, erklärte die Wissenschaftlerin der Universität Bielefeld. „Was mich an unserem Thema begeistert, ist die Möglichkeit, mit modernsten Methoden der Genomforschung einen Beitrag zu nachhaltigeren und schmackhafteren Nahrungsmitteln zu leisten. Der Preis gibt uns die Chance, diese wichtige Arbeit noch sichtbarer zu machen.“

Ein Schwerpunkt der von Mustafa Bulut eingereichten Arbeit „Assessing the genetic architecture underlying systemic responses to variable environments in crops using multi-omics” ist die systematische Erfassung Analyse von Metaboliten des Sekundärstoffwechsels mit Hilfe massenspektrometrischer Verfahren bei verschiedenen Leguminosen-Arten sowie bei Tomate. Hierbei werden zwischenartliche als auch innerartliche Diversitätsmuster nachgewiesen, die - zumindest in Teilen - mit der Domestikationsgeschichte bei Gartenbohne und bei Kichererbse in Verbindung gebracht werden können. 

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung der Veränderung von Metabolitmustern unter Trockenstressbedingungen in Verbindung mit ihrer genetischen Analyse. Hierzu wurden an einer aus diversen Herkünften zusammengesetzten Phaseolus Population mit Hilfe eines GWAS Ansatzes QTL Analysen durchgeführt. Für entsprechende Untersuchungen bei Tomate standen Introgressionslinien, die aus einer Kreuzung der Sorte „Moneymaker“ und einer Wildart entwickelt wurden, zur Verfügung. In einer weiteren Studie wurde der Einfluss von Knockout Mutationen im Gen PetM bei Tomate auf die Phytosyntheseleistung unter Trockenstress untersucht.

„Die Arbeit von Mustafa Bulut besticht durch den großen Umfang der durchgeführten Untersuchungen der Sekundärmetaboliten zur phylogenetischen Analyse und zur genetischen Analyse der Trockentoleranz“, heißt es in einem der Gutachten. „Die Arbeit bestricht darüber hinaus durch das breite Methodenspektrum, das für die biochemischen und genetischen Untersuchungen und deren Auswertung genutzt wurde. Im Ergebnis wurden sehr umfangreiche Daten generiert, aus welchen er mit großer Sachkenntnis zahlreiche Hypothesen für weiterführende Forschungsarbeiten abgeleitet hat.“

„Ich freue mich sehr über den Preis, nicht nur für mich persönlich, sondern auch für mein Forschungsgebiet insgesamt. Solche Auszeichnungen geben der Forschungsrichtung, die sich in naher Zukunft auf die Erforschung der Evolution von Metabolom-Anpassungen ausweiten wird, zusätzlichen Auftrieb“, sagte Mustafa Bulut. „Der Preis unterstreicht, wie wichtig es ist, die Vielfalt der Natur zu erforschen, denn in dieser Vielfalt liegt der Schlüssel zur Lösung der meisten Bedrohungen für die Menschheit.“

Hanna Marie Schilbert stammt aus Frechen. Nach dem Abitur machte sie ihren Bachelor und ihren Master an der Universität Bielefeld. Ihre nun mit dem Gaterslebener Forschungspreis ausgezeichnete Doktorarbeit wurde im Dezember 2023 mit summa cum laude bewertet. Die Preisträgerin arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe „Genetik und Genomik der Pflanzen“ an der Universität Bielefeld. 

Mustafa Bulut stammt aus Ahlen und studierte in Göttingen und Bozen (Italien). Seinen Master machte er im Dezember 2019 an der Universität Wageningen (Niederlande) und arbeitet seitdem am Max Planck Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam.