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IPK / Andreas Bähring
Die Schülerinnen und Schüler beim Besuch der Genbank
Genbank-Besuch am Zukunftstag

Das IPK beteiligt sich an dem bundesweiten Aktionstag für Mädchen und Jungen. Junge Leute aus der Region lernen das Institut kennen.

„Und, was ist in den einzelnen Weckgläsern? Wer hat da eine Idee?“ Dr. Manuela Nagel, Leiterin der Arbeitsgruppe „Cryo- und Stressbiologie“am IPK, hat an diesem Donnerstagmorgen fünf Weckgläser aus der Genbank geholt und nun auf einem Tisch aufgereiht. Die acht Schülerinnen und Schüler, die das IPK am heutigen Zukunftstag besuchen, rätseln, was genau in den Gläsern ist. Samen, Saatgut, das ist klar. Aber von welchen Pflanzen? Auf Bohnen kommt eine der Schülerinnen. Und sie weiß auch, dass Bohnen ursprünglich aus Südamerika stammen. Aber nicht nur Bohnen. „Auch Paprika, Tomaten und Kartoffeln komme dort her“, erklärt Manuela Nagel ihren jungen Zuhörerinnen und Zuhören, die an diesem Tag die Genbank des IPK mit ihren rund 150.000 Mustern kennenlernen.

Bis auf wenige Ausnahmen, z. B. Rüben, waren die uns vertrauten Kulturpflanzen hier nicht ansässig - oder wie Biologen sagen - endemisch. Über große Entfernungen sind diese in unser Gebiet gelangt und über lange Zeiträume durch unsere Vorfahren an die neuen Umweltbedingungen angepasst.

Das Rätsel der anderen vier Gläsern löst die Arbeitsgruppenleiterin selbst auf: in ihnen befinden sich Weizen, Hirse, Hafer und Gerste. „Die Gerste schaut Euch bitte ganz genau an, die werdet ihr gleich noch einmal begegnen.“

Kurze Zeit später öffnet Manuela Nagel die Tür zu einer der Kühlzellen der Genbank. Dort lagern die Muster bei minus 18 Grad. Auch tausende Gersten-Muster. „Hier ist es so kalt, weil so das Saatgut länger erhalten bleibt“, erklärt Manuela Nagel den Schülerinnen und Schülern, die unter anderem vom Stephaneum in Aschersleben, dem GutsMuths-Gymnasiums Quedlinburg sowie zwei Schulen aus Gröningen kommen.

Nach dem kurzen Besuch in der Kühlzelle erfahren die jungen Besucherinnen und Besucher, dass es noch kältere Orte am Institut gibt, in der Kryokonservierung. Bei dieser Methode werden Pflanzen, die kein Saatgut produzieren, bei minus 196 Grad in flüssigem Stickstoff eingelagert. „Unter diesen Bedingungen findet praktisch kein Stoffwechsel mehr statt und die Pflanzen können so mindestens 100 Jahre erhalten werden“, erklärt Manuela Nagel. „Diese Methode ist also das Geheimnis für die Langzeitlagerung.“

Aber wofür brauchen wir eine Genbank überhaupt? In ihr wird die große Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer Gene erhalten. „Die Menschen haben sich in ihrer Geschichte meist immer nur die Sachen herausgesucht, die vorteilhaft waren“, sagt die Wissenschaftlerin. Die Einflüsse, denen die Pflanzen ausgesetzt sind, ändern sich aber. Durch den Klimawandel, aber auch durch neue Krankheiten. Und da ist es von Vorteil, wenn wir auf alte Muster mit Eigenschaften zurückgreifen können, die aktuell wieder wichtig geworden sind.“   

Nach einer Stunde ist die kurze Reise durch die Genbank vorbei. Aber die Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 6-8 bekommen auch noch Einblicke in jeweils eine Arbeitsgruppe am Institut. Ihre Türen und Labore geöffnet haben dabei die Arbeitsgruppen Quantitative Genetik, Pflanzliche Baupläne, Samenentwicklung, Ressourcengenetik und Reproduktion, Metabolische Diversität und Kinetochor-Biologie. Aber auch die Verwaltung gewährt an diesem Tag Einblicke und beteiligt sich mit dem Finanzwesen an diesem bundesweiten Aktionstag. Laut Bundesagentur für Arbeit stellen Unternehmen, aber auch Forschungseinrichtungen wie das IPK an diesem Donnerstag mehr als 100.000 Plätze für interessiere Jungen und Mädchen bereit.

Für Dr. Susann Deike, Leiterin des Personalwesens, ist es selbstverständlich, dass sich das IPK an dem Aktionstag beteiligt und jungen Leuten bei der Berufsorientierung hilft. „Das IPK ist einer der größten Arbeitgeber in der Region und bietet ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten.“ Die Spanne der Tätigkeiten reicht von Facharbeiterinnen und Facharbeitern bis Forschenden, die an Fach- oder Hochschulen weltweit ausgebildet wurden. „Das IPK ist deshalb ein guter Platz, die Berufswelt, aber auch die Internationalität in der Forschung kennenzulernen.“ Umgekehrt stehe das IPK, wie viele Arbeitgeber in Deutschland, vor der Herausforderung des Fachkräftemangels. „Mit der Teilnahme am Zukunftstag oder dem Angebot von Praktika versuchen wir, schon frühzeitig Nachwuchs für das IPK zu interessieren“, sagt Susann Deike.

Und so dürften sich auch beim nächsten Zukunftstag wieder die Türen des Institutes für junge Leute öffnen.