Wie kommen wir hin zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft? Eine Frage, die die beiden SPD-Landespolitikerinnen Juliane Kleemann und Elrid Pasbrig mit Wissenschaftlern in Gatersleben diskutierten.
Der Besuch der Genbank mit den Kühlzellen, der Ährensammlung und dem Herbarium hat Juliane Kleemann beeindruckt, vor allem die Hintergründe zu den wilden Verwandten unserer heutigen Kulturpflanzen. „In den Wildsorten steckt ja offenbar sehr viel Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist“, erklärte die Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt für Klima, Energie und Umwelt. Mit ihrer Fraktionskollegin Elrid Pasbrig, die zuständig ist für Landwirtschaft, besuchte sie am Mittwoch das IPK. Ziel der SPD-Politikerinnen war es, sich über die aktuelle Forschung am IPK zu informieren, vor allem aber über Lösungen für eine leistungsstarke, nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft zu sprechen. Und die wilden Verwandten von Gerste, Weizen & Co. sind auf dem Weg dahin ein sehr wichtiger Baustein. „Es ist nicht nur spannend, die große genetische Diversität dieser Wildsorten zu ergründen, sondern es geht uns auch darum, gezineelt vorteilhafte Eigenschaften wie Resistenzen in unsere modernen Elitesorten zu übertragen“, erläuterte Prof. Dr. Nils Stein, Leiter der Abteilung „Genbank“, bei einer kurzen Führung.
„Wir erarbeiten hier am IPK die wissenschaftlichen Grundlagen dafür, unsere Kulturpflanzen auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten und leisten einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Landwirtschaft“, erklärte Prof. Dr. Nicolaus von Wirén, Geschäftsführender Direktor des IPK. Um das möglichst anschaulich zu machen, nannte er konkrete Beispiele. So geht es in einem aktuellen Forschungsvorhaben um die genetische Anpassung des Weizens an wärmere Winter. In einem anderen Projekt beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einer veränderten Wurzelstruktur, die es Pflanzen erlaubt, bislang nicht erreichbare Stickstoffvorkommen im Boden zu nutzen. „Es geht also darum, die verantwortlichen Gene zu identifizieren und diese in Elitesorten zu übertragen“, erklärte Prof. Dr. Nicolaus von Wirén. „Und dafür sind Verfahren wie die Genschere CRSPR Cas von großer Bedeutung.“ Wie die Genschere funktioniert, erläuterte Dr. Robert Hoffie, Leiter der unabhängigen Arbeitsgruppe „Biotechnologie und Genom-Editierung“, anschließend den beiden SPD-Politikerinnen.
So sehr die Wissenschaft fast einmütig die Vorteile der Grünen Gentechnik sieht, so stark sind in einigen Teilen der Bevölkerung aber noch immer die Vorbehalte und Sorgen. „Wir brauchen bei der Vermittlung nicht nur Fakten, sondern müssen sie auch mit positiven Emotionen verknüpfen, die bei den Menschen hängen bleiben“, sagte Juliane Kleemann, die auch Vorsitzende ihrer Partei in Sachsen-Anhalt ist. Außerdem müssten Begriffe wie Mutation erklärt werden, da sie für viele Menschen einen eher negativen Beigeschmack hätten. Juliane Kleemann setzt bei all dem auf einen breiten Dialog, möchte „die Qualität der einzelnen Positionen nutzen, unterschiedliche Perspektiven in den Raum stellen und so Brücken bauen“.
Elrid Pasbrig mahnte derweil eine positivere Sichtweise auf das Thema Grüne Gentechnik an. „Wir benötigen einen optimistischeren Zugang“, bekräftigte die Landtagsabgeordnete aus Burg und sieht auch die Politik in der Pflicht. „Wir müssen jetzt auch den nächsten Schritt gehen.“ Momentan verhandeln in Brüssel das EU-Parlament und die EU-Kommission mit dem Rat über eine Neuregelung des europäischen Gentechnikrechts. Eine Neuregelung im Sinne der Wissenschaft würde auch den Forschungsstandort Deutschland stärken, sagte Dr. Jens Freitag, Leiter der Geschäftsstelle des IPK. „Wir wollen unsere wissenschaftliche Exzellenz auch bei diesem Thema auf die Straße bringen.“