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© Leibniz-Institut (IPK)
„Wir setzen auf 100 Prozent Ökostrom“

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde und auch für die Leibniz-Gemeinschaft eine wesentliche Orientierungsgröße. Doch was verbirgt sich am IPK ganz konkret hinter dem Leitbild, oft beschrieben als ein Drei-Säulen-Modell aus Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft? Im Interview spricht Dr. Johannes Heilmann, Administrativer Leiter des IPK Leibniz-Institut, über Home-Office, Mitarbeitergespräche, Dienstfahrräder und Drittmittel.

  • Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben auch viele Kolleginnen und Kollegen am IPK im Home-Office gearbeitet. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus? Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Die entsprechende Regelung zum Home-Office, die genutzt werden kann, gibt es schon seit etwa zehn Jahren am Institut. Was die Verwaltung betrifft, so sind viele Abläufe bereits weitgehend digitalisiert. In den drei Kernbereichen Finanzwesen, Personal und Einkauf können daher viele Aufgaben praktisch vollständig von zu Hause aus erledigt werden. Und da haben wir durchweg positive Erfahrungen gemacht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten im Home-Office genauso viel wie direkt vor Ort am IPK, unter Umständen sogar darüber hinaus. Und die Home-Office-Regelung ist übrigens auch ein wichtiger Aspekt, der beim 2010 erstmals verliehenen Zertifikat berufundfamilie eine Rolle spielt. Im Dezember 2019 wurde das dritte Re-Audit erfolgreich abgeschlossen. Aber natürlich bedarf Home-Office neuer Ansätze zur Personalführung und, genau so wichtig, zur Aufrechterhaltung eines, nennen wir es ruhig Teamspirits. Auch da sind wir im ständigen Austausch mit den Mitarbeitenden, entwickeln Prozesse kontinuierlich weiter und geben Anregungen und Hinweise.

  • Ein Zertifikat wird nach festen, standardisierten Kriterien vergeben. Das reicht doch aber sicher nicht aus, um die Situation einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschätzen zu können.

Völlig richtig. Daher bieten wir seit 2015 auch jährliche Mitarbeitergespräche für alle Beschäftigten an. Diese dienen dazu, Möglichkeiten zu identifizieren, die Arbeitssituation noch weiter zu verbessern, z.B. durch Fortbildungen. Auch zur Entwicklung der Führungskräfte gibt es Instrumente. Nehmen wir das Beispiel einer neuen Arbeitsgruppenleiterin. Möglicherweise ergibt sich in einem Gespräch mit ihr, dass der Wunsch nach einer spezifischen Fortbildung besteht. Das kann ein Coaching sein, das kann ein Kurs zur Personalführung sein oder auch ein Seminar zu wissenschaftlichem Projektmanagement. Dann schauen wir gemeinsam mit ihr nach einem entsprechenden Angebot, etwa im Leibniz-Mentoring-Programm oder am Zentrum für Wissenschaftsmanagement in Speyer. Solche Punkte abzuklopfen ist ein Bestandteil von Mitarbeitergesprächen, aber auch von erfolgreicher Personalarbeit in der Arbeitsgruppe von Frau Deike.

  •  Den Wettbewerb um die besten Köpfe gibt es auch in der Wissenschaft. Das IPK kann da ja mit seiner hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit punkten, die dem Institut in der jüngsten Evaluierung bescheinigt worden ist. Doch wie versucht das IPK zusätzlich, für junge Menschen attraktiv zu sein?

Was den wissenschaftlichen Nachwuchs angeht, wollen wir die Doktorandinnen und Doktoranden bestmöglich am IPK begleiten und bieten ihnen Drei-Jahres-Verträge sowie verbindliche Verlängerungsoptionen an, um so einen stabilen und verlässlichen Rahmen zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kooperation mit guten Partnern aus der Region. Bei der dualen Ausbildung arbeiten wir im Bereich Biotechnologie erfolgreich mit der Hochschule Anhalt zusammen. Hinzugekommen ist kürzlich noch eine Kooperation mit der Universität Magdeburg, im Rahmen eines Studienmoduls, das mit der Ausbildung zur Fachinformatikerin bzw. Fachinformatiker verknüpft ist.  

  • Das IPK strebt seit langem einen höheren Frauenanteil an, vor allem auf Leitungsebene? Wie soll das Ziel erreicht werden?

Ich nenne Ihnen ein konkretes Beispiel. Wir haben das Ziel, eine Wissenschaftlerin einzustellen und sie beim Aufbau einer projektfinanzierten Nachwuchsgruppe zu unterstützen. Dazu sollte es am IPK eigentlich einen zweitägigen Workshop mit Vorträgen und Diskussionen geben. Die Resonanz auf dieses Format war ausgesprochen positiv, und wir hatten 50 Bewerberinnen. Leider kam uns dann die Corona-Pandemie dazwischen. Wir werden dennoch aufgrund der internationalen und guten Bewerberinnenlage das Bewerbungsverfahren zu Ende bringen. Ein Workshop wäre sicher schön und für alle Beteiligten einschließlich aller Interessierten aus dem IPK eine Bereicherung und neue Erfahrung gewesen. Aber was letztlich zählt: Am Ende werden wir eine hochkarätige Wissenschaftlerin für das IPK gewinnen.   

  • Geht es um Nachhaltigkeit, geht es immer auch um Energie. Wie ist das IPK da aufgestellt?

Natürlich ist der Energieverbrauch am IPK hoch, allein schon durch Einrichtungen wie Speziallabore, Assimilationsbeleuchtung und Klimatisierung in Gewächshäusern und die neue Pflanzenkulturhalle. Pro Jahr verbrauchen wir inzwischen rund 15 Gigawattstunden Strom, das entspricht dem Jahresverbrauch von über 4000 Haushalten. Was die Herkunft betrifft, so setzt das IPK inzwischen aber zu 100 Prozent auf Ökostrom. Und die Wärmeenergie, rund zehn Gigawattstunden pro Jahr, bezieht das IPK als Fernwärme nahezu vollständig aus der Gaterslebener Biogasanlage. Somit sind wir in beiden Punkten gut aufgestellt. Wir müssen uns aber auch um die Versorgungs- und Betriebssicherheit am Standort kümmern. Um die noch weiter zu verbessern, nutzen wir eine Förderung des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt in Höhe von fünf Millionen Euro.  

  • Was tut das IPK für die Mobilität seiner Beschäftigten?

Was die Pendler betrifft, so profitieren sie von der stündlichen Anbindung Gaterslebens ans Bahnnetz. Das IPK hat lange für diesen Anschluss kämpfen müssen, der nun aber auch gut genutzt wird, etwa von Beschäftigten, die aus Richtung Halle oder Wernigerode kommen. Mobilität ist aber auch auf dem 100 Hektar großen Campus ein Thema. Da brauchen Sie schon etwas Zeit, um aus den Laboren zu den Versuchsflächen zu kommen. Daher bietet das IPK schon seit vielen Jahren Dienstfahrräder an, inklusive Reparaturservice. Also auch auf diesem Gebiet versuchen wir, uns nachhaltig und umweltschonend aufzustellen.  

  • Ein Forschungsinstitut wie das IPK produziert vor allem Wissen. Der Erfolg wird gemessen an Veröffentlichungen und eingeworbenen Drittmitteln. Wie ist das IPK da aufgestellt?

Wir haben auch in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt etwa 340 Veröffentlichungen, viele in hochkarätigen Journalen, die international beachtet werden. Und was die Drittmittel angeht, hat das IPK pro Jahr dreizehn Millionen Euro eingeworben. In beiden Punkten konnten wir also das ausgesprochen hohe Niveau der Vorjahre halten bzw. ausbauen. Das hohe Drittmittelniveau stellt natürlich hinsichtlich der Institutsinfrastruktur und der notwendigen Ressourcen eine große Herausforderung dar.  

  • Nachhaltigkeit ist auch Leibniz-Thema. Wie wird dieser Aspekt sich zukünftig auswirken?

Die Leibniz-Gemeinschaft hat im Rahmen eines BMBF-geförderten Projekts gemeinsam mit der Helmholtz-Gemeinschaft und der Fraunhofer Gesellschaft einen Leitfaden Nachhaltigkeit (LeNa) entwickelt, der an die Bedürfnisse von Forschungseinrichtungen angepasst ist. Nachhaltigkeit wird sukzessive in die Governance-Codices der Bundesländer einfließen und bei Landeseinrichtungen direkt oder analog als Bestandteil der Managementaufgaben betrachtet werden. Letztlich führt Nachhaltigkeit - wie in LeNa beschrieben - Konzepte und Instrumente zur Verbesserung sozialer, ökologischer und ökonomischer Rahmenbedingungen zusammen. Neben Compliance-Aspekten (quasi Regeltreue) dient Nachhaltigkeit letztlich der Optimierung im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Und das wollen wir schließlich alle.