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IPK Leibniz-Institut/ T. Messer
INCREASE-Bürgertag am IPK

Seit drei Jahren sind Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa aufgerufen, sich am Citizen-Science-Experiment des EU-Projektes INCREASE zur Bohnenvielfalt zu beteiligen. Das IPK lud 100 deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Bürgertag an das Institut ein.

Die Resonanz auf das Bürgerexperiment mit der Gartenbohne ist weiter überwältigend. „Wir hatten in der dritten Runde mehr als 9.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, davon alleine rund 2.000 in Deutschland“, berichtet Kerstin Neumann, Leiterin der Arbeitsgruppe „Automatisierte Pflanzenphänotypisierung“ am IPK Leibniz-Institut und seit Beginn maßgeblich an der Koordination des Projektes beteiligt. Am Freitag, dem 21. Juli 2023 sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstmals zu einem Bürgertag ans IPK eingeladen. „Das ist die erste Veranstaltung dieser Art bei INCREASE für Deutschland“, betont Kerstin Neumann. Das Interesse, die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch einmal hautnah erleben zu können, ist ebenfalls sehr groß. „Die 100 Plätze waren sehr schnell vergeben.“

Nach einer kurzen Einführung zum Institut stellt Andreas Börner, Leiter der Arbeitsgruppe „Ressourcengenetik und Reproduktion“, die Genbank mit ihren mehr als 150.000 Mustern vor, berichtet aber auch, wie das Genbank-Management organisiert ist. In einem dritten Vortrag präsentiert Kerstin Neumann einen Überblick zum Citizen-Science-Projekt und bringt die Bürgerinnen und Bürger auf den aktuellen Stand. „Wir sind begeistert, dass wir knapp nach Italien das Land mit der größten Beteiligung sind“, sagt die IPK-Wissenschaftlerin. Abgeschlossen wird die Veranstaltung mit einer Führung durch die Genbank, natürlich auch zum Regal mit den Bohnen, die hier bei -18°C im Winterschlaf lagern – sowie einer abschließenden Frage-Antwort-Runde mit den Teilnehmenden.

Grundsätzliches Ziel des Projektes ist es, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger bei der Erfassung wichtiger Merkmale wie Wachstum, Aussehen, Blütezeitpunkt oder Ertragskomponenten von über 1.000 alten Bohnensorten einzubeziehen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekommt dafür sechs zufällig gewählte Sorten. Diese werden lokal ausgesät und wichtige Merkmale mit Hilfe der App „INCREASE CSA“ erfasst und über diese App den Forschenden in Europa zur Verfügung gestellt. „So erhalten wir am Ende zum einen eine sehr große Datenbasis, zum anderen wollen wir das Thema Biodiversität viel präsenter machen und das Wissen über und das Gefühl für die Vielfalt der Bohnen vergrößern“, erklärt Kerstin Neumann. So lagern allein in der Genbank des IPK mehr als 8.000 Bohnensorten. Das Langzeitziel ist es allerdings, eine dezentrale Erhaltung der alten Sorten durch die Bürgerinnen und Bürger umzusetzen und langfristig die Agrobiodiversität wieder zu erhöhen. Die Bürgerinnen und Bürger sind angehalten, die Sorten durch Nutzung weiter zu erhalten und dies auch zukünftig mit Hilfe der App zu dokumentieren.

Was motiviert Bürgerinnen und Bürger sich aktiv am Projekt zu beteiligen? Die Gründe sind vielgestaltig. Allen gemein ist ein Interesse an Wissenschaft und Forschung sowie die Überzeugung, einen Beitrag für die Anpassung und Verbesserung der Landwirtschaft leisten zu können. Aber auch Neugier oder einfach mal etwas auszuprobieren und natürlich Bohnen in ihrer Vielfalt sehr gerne auf dem Tisch zu haben, waren Antworten auf diese Frage.

„Beim Bürgertag wollen wir uns zum einen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern austauschen, und sind dankbar für Rückmeldungen und neue Ideen“, erläutert Kerstin Neumann. „Zum anderen geht es darum, die Motivation für alle Beteiligten hochzuhalten und auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit für das Gelingen des Projekts hinzuweisen.“ Eine große Resonanz sei dabei unglaublich wichtig. „Schließlich sind es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mit ihrem enormen Engagement die Bohnenvielfalt erforschen helfen und diese zurück in die Gärten bringen.“

Mehr Infos zum Projekt gibt es hier.