Christina Wäsch ist neue Sprecherin des PhD-Student-Boards am IPK. Im Interview spricht Sie über ihren Weg nach Gatersleben, die Plant Science Student Conference und die weiteren Pläne des Gremiums.
Sie arbeiten seit Januar 2025 in der neuen Arbeitsgruppe von Steven Dreißig und sind gleich zur Sprecherin des PhD-Student-Boards gewählt worden. Das klingt nach einem fulminanten Start.
Ich kannte das IPK schon sehr gut. Während meines Studiums hatte ich bereits Praktika in den Arbeitsgruppen von Andreas Houben und Kerstin Neumann gemacht und später meine Masterarbeit bei Jochen Reif geschrieben. Als Steven Dreißig erklärt hat, dass wir mit der Gruppe von der Martin-Luther-Universität Halle ans IPK umziehen, da habe ich mich sehr gefreut, wieder zurückzukommen. Ganz so neu war alles also nicht für mich.
Und wie kam es zum Engagement im PhD-Student-Board?
Mich hat es immer gestört, dass es an der Universität in Halle kaum Austausch zwischen den Doktoranden der Pflanzenwissenschaften und der Biowissenschaften gab. Es gab dort kein PhD-Student-Board, und außerdem sind die Bereiche an unterschiedlichen Standorten der Universität angesiedelt. Am IPK ist die Situation anders, daher möchte ich mich hier einbringen und habe im letzten Jahr meiner Doktorarbeit auch eine gewisse Erfahrung. Dass ich auch noch gleich zur Sprecherin gewählt worden bin, war nicht der Plan, aber ich freue mich auf die Aufgabe.
Worauf lag zuletzt der Fokus?
Der Fokus lag in den letzten Wochen und Monaten ganz klar auf der Vorbereitung der „Plant Science Student Conference“ (PSSC). Unser Ziel war es, 100 bis 120 Teilnehmende nach Gatersleben zu holen - und das haben wir geschafft. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir erstmals gezielt Partnerinstitutionen in anderen europäischen Ländern angesprochen. Und das hat auch gut geklappt: mehr als 60 Prozent der Teilnehmenden kamen nicht vom IPK, darunter auch aus einigen, europäischen Nachbarländern.
Konnte das PhD-Student-Board das alles alleine stemmen?
Nein, wir hatten auch sehr viel Unterstützung von Kolleginnen wie Lisa Schlehuber, Julie Himpe, Birgit Michael, Britt Leps und Katrin Menzel. So eine engagierte Zusammenarbeit habe ich in dieser Form noch nicht erlebt. Dank der großzügigen Unterstützung unserer Sponsoren konnten wir in diesem Jahr zudem erstmals zehn Masterstudierenden aus dem In- und Ausland die Teilnahme an der Konferenz finanziell ermöglichen.
Sie kennen die PSSC bisher nur als Teilnehmerin. Was hat Ihnen die PSSC gebracht?
Es geht zum einen darum, Kontakte zu knüpfen sowie neue Themen und auch neue Einrichtungen kennenzulernen. Aber auch praktische Dinge sind wichtig. Wer bislang noch keine Präsentation gehalten hat, kann auf der PSSC Erfahrungen sammeln. Mir hat das als Teilnehmerin sehr geholfen. Es macht einen großen Unterschied aus, ob ich nur zu einem Thema recherchiere und dann die wichtigsten Aspekte vorstelle oder ob ich meine eigene Forschungsgeschichte anhand meiner eigenen Daten erzähle.
Und wie läuft die Arbeit des PhD-Student-Board ab?
Wir treffen uns alle zwei Wochen. Wichtig ist uns, dass diese Treffen für alle Bachelor- und Masterstudierenden offen sind. Außerdem haben wir Kontakt zum Personalrat sowie zu den Ansprechpartnern der Graduiertenausbildung am IPK, Britt Leps und Nicolaus von Wirén. Mit ihm haben wir erstmals im April bei der Verabschiedung des alten PhD-Student-Boards gesprochen. Er hat uns gebeten, unseren Auftritt im Intranet zu überarbeiten, aber er hat uns auch angeboten, sich künftig regelmäßig auszutauschen. Auf dieses Angebot werden wir sehr gerne zurückkommen.
Haben Sie schon Themen, die Sie mit ihm besprechen wollen?
Ganz wichtig ist uns das Thema der mentalen Gesundheit. Dazu möchten wir spätestens im kommenden Jahr einen Workshop zusammen mit Postdoc-Board und Personalrat am IPK organisieren. Viele Studierende erleben die Zeit ihrer Doktorarbeit aus unterschiedlichen Gründen als sehr belastend. Darauf wollen wir in jedem Fall aufmerksam machen und das entsprechende Bewusstsein schaffen. Ein zweiter Punkt sind die Perspektiven nach der Doktorarbeit. Viele wissen nicht, wo die Reise, nach der Promotion für sie hingeht. Auch das ist verständlicherweise eine Belastung.
Sind das Probleme, die am IPK gelöst werden können? Oder sind es strukturelle Probleme innerhalb des Wissenschaftssystems?
Der Selektionsdruck im Wissenschaftssystem ist schon sehr hoch. „Publish or perish“, also veröffentlichen oder untergehen, ist dafür das bekannte Sprichwort. Daran lässt sich am IPK alleine sicher nichts ändern. Doch auch hier müssen wir uns fragen, welche Gruppen in dem System besonders gefördert und welche Gruppen besonders stark benachteiligt werden. Dabei denke ich an junge Wissenschaftlerinnen, die Kinder bekommen möchten. Oder an ausländische Forscherinnen und Forscher, deren Aufenthalt in Deutschland an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist. Viele schieben derartige Fragen bedauerlicherweise in die Schublade und vergessen sie. Probleme gehören aber nicht in die Schublade. Deshalb möchten wir die Sinne schärfen.
Wie sieht es mit dem Standort selbst aus?
Wir möchten das IPK als Standort weiter aufwerten. Dafür haben wir konkrete Ideen: Etwa eine „Coffee Corner“ in der Bibliothek oder einen kleinen „Indoor-Gym“. Bei solchen Vorhaben arbeiten wir eng mit dem Postdoc-Board zusammen.
Welche weiteren Ideen hat das PhD-Student-Board?
Unser Ziel ist es, jeden Monat eine gemeinsame Aktivität zu organisieren. So waren wir im März für einen Tag in Ilsenburg zum Wandern. Im April folgte eine dreitägige Exkursion nach Dresden. Dort haben wir das Julius-Kühn-Institut (JKI) in Dresden-Pillnitz besucht sowie einen Erdbeerzüchter kennengelernt. Auch eine Wanderung durch die Sächsischen Schweiz stand auf dem Programm. Solche gemeinsamen Erlebnisse sind uns wichtig - sie schaffen Vertrauen und ermöglichen es, frühzeitig zu erkennen, wo es ein Problem gibt und wo Handlungsbedarf besteht.
Und wie sieht es mit Ihrer eigenen Forschung aus?
In meiner Doktorarbeit arbeite ich mit einem Roggendiversitätspanel, das domestizierte, wilde und unkrautartige Roggenformen umfasst. Mein Fokus liegt auf der Variation reproduktiver Merkmale, etwa der Pollengröße. Diese phänotypischen Unterschiede verknüpfen wir im nächsten Schritt mit genetischen Daten. Auf diese Weise konnten wir bereits Kandidatengene identifizieren, die potenziell Einfluss auf die Blühbiologie von Roggen haben können. Mein Ziel ist es, die Dissertation im kommenden Jahr abzuschließen.