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IPK Leibniz-Institut/ L. Schlehuber
Andreas Graner, Hagen T. Meyer und Ingmar Schmidt (v.l.n.r.) bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages.
Schule trifft Wissenschaft

Schon seit Jahren kommen Schülerinnen und Schüler des Ballenstedter Wolterstorff Gymnasiums zu Führungen, Vorträgen und Diskussionen nach Gatersleben. Künftig soll dieser Austausch noch enger werden. Dazu wurde nun ein Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Was treibt junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IPK bei ihrer Arbeit an? Wie sieht für sie eine nachhaltige Zukunft aus? Und welchen Beitrag kann die Pflanzenforschung dafür leisten? Es waren Fragen wie diese, die Schülerinnen und Schüler des Ballenstedter Wolterstorff Gymnasiums hatten, als sie im Dezember 2021 im Zuge des Projekts „Crops4Future“ zu Diskussionsrunden nach Gatersleben gekommen waren. Viele Akteure, aber auch Bewegungen wie „Fridays for Future“ oder aktuell die Klimakleber haben eigene Vorstellungen und Ziele. „Wir als Forschende finden es daher wichtig, mit jungen Menschen über unsere Arbeit ins Gespräch zu kommen, Ideen auszutauschen und uns Kritik und Lob anzuhören“, sagte Jens Freitag, Leiter der Geschäftsstelle und Projektleiter von „Crops4Future“.

Und das IPK ist im Gespräch mit den Gymnasiasten geblieben. Nur wenige Wochen nach den ersten Diskussionsrunden erfolgte der Gegenbesuch in Ballenstedt, und in der Folge besuchten mehrere Gruppen der sechsten, zehnten und zwölften Jahrgangsstufe das IPK zu Führungen, Vorträgen und Diskussionen. Nun wurde die Kooperation mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages formal besiegelt und soll weiter ausgebaut werden.

„Wir freuen uns darauf, das Interesse der Schülerinnen und Schüler für die Erforschung unserer Kulturpflanzen und ihrer genetischen Vielfalt zu wecken. Pflanzenwissenschaften liefert wichtige Beiträge zur Zukunftssicherung“, sagte Andreas Graner bei der Unterzeichnung.

„Das IPK sieht sich als Katalysator für gesellschaftliche Wandlungsprozesse, die auf eine effiziente und nachhaltige pflanzenbasierte Nahrungs- und Rohstoffversorgung abzielen. Die dafür notwendige regionale Verankerung des Instituts darf nicht nur auf Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen basieren, sondern muss eben auch das Interesse von Schülerinnen und Schüler an dieser Thematik wecken und entwickeln“, sagte Ingmar Schmidt, Administrativer Leiter des IPK.

„Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen sind für Schulen eine große Bereicherung, da das durch die Lehrpläne vermittelte Wissen schwer moderne Bereiche der Wissenschaft abbilden kann“, bekräftigte Schulleiter Hagen T. Meyer. „Durch die Besuche des IPKs mit Schulklassen des Wolterstorff-Gymnasiums wird der Unterricht aus der Theorie in die reale Welt gebracht. Die natürliche Neugierde der Schülerinnen und Schüler wird gefördert und sie können ungeahnte Interessen entdecken. Dies gilt nicht nur für die sehr leistungsstarken Schüler, sondern für das gesamte Leistungsspektrum.“

Ausgangspunkt des Austausches waren regelmäßige Besuche von Schülerinnen und Schülern aus Ballenstedt im Grünen Labor, dem Schülerlabor in Gatersleben. Die Teilnahme an „Crops4Future“ gab dann aber noch einmal einen entscheidenden Impuls für eine Vertiefung der Zusammenarbeit. „Die Veranstaltung lief sehr gut und ich hatte damals schon den Eindruck, dass beide Seiten - also Institut und Schule - davon profitieren“, sagt Katrin Stöber, die sich als Lehrerin von Beginn an für eine Zusammenarbeit mit dem IPK stark gemacht hat - und das mit Erfolg. So waren im Juni 2022 Gymnasiasten der sechsten Klasse für einen Projekttag zum Thema Kulturpflanzen am Institut. Im Dezember folgten die zehnten Klassen. Sie besuchten kurz das Grüne Labor und bekamen danach Vorträge von drei Wissenschaftlern des IPK. Der letzte Besuch erfolgte dann im Januar 2023. Jetzt kamen die zwölften Klassen. „Die Schülerinnen und Schüler hatten vor allem großes Interesse am praktischen Teil mit Führungen durch die Labore und Gewächshäuser“, sagt Katrin Stöber, die am Wolterstorff Gymnasium Biologie, Chemie und Ethik unterrichtet.

Und was treibt sie persönlich an? „Ich möchte, dass meine Schülerinnen und Schüler lernen, Dinge auch zu hinterfragen. Und da sind junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich sehr gute Gesprächspartner mit einer hohen Glaubwürdigkeit.“ Ihr Ansatz ist dabei ganz einfach: Wer etwa über Grüne Gentechnik diskutieren will, braucht dafür erst einmal das notwendige Wissen. Doch Katrin Stöber will noch mehr. Sie will auch das Interesse und die Neugier der Jugendlichen für die Naturwissenschaften wecken. „Es kann doch nicht jeder Rechtsanwalt oder Arzt werden, nur weil Oma und Opa die Berufe kennen.“ Die Lehrerin will jedoch auch vermitteln, dass es in der Biologie nicht nur um Tiere und Menschen gehen muss, sondern dass auch die Pflanzenforschung äußerst faszinierend ist. „Ich nehme aus den Besuchen am IPK aber auch neue Impulse für meine weitere Arbeit mit und nutze den Stoffen in allen meinen drei Lehrfächern.“

Um den Unterricht und die Veranstaltungen am IPK künftig noch besser aufeinander abzustimmen, haben sich Katrin Stöber und ihre Kollegin Elke Borchert kürzlich in Ballenstedt mit Jens Freitag und Lisa Schlehuber getroffen, die als Eventmanagerin maßgeblich an der Erstellung der Programme für die Gymnasiasten beteiligt ist. „Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, auch ein Pro- und Contra-Format in die Diskussionsrunden mit einzubauen“, sagte Elke Borchert. Den Ball nahm Jens Freitag sofort auf. „Das wäre auch für uns ein spannender Ansatz und eine Weiterentwicklung“, sagte der Leiter der Geschäftsstelle des IPK. „Die könnte in Form eines Rollenspiels unter Beteiligung unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geschehen, so dass eigene Ansichten unterlegt, aber und hinterfragt werden. Daraus kann sich ein spannendes Dialogformat entwickeln.“

Einig waren sich die vier Akteure auch, dass das Programm am Institut noch enger mit dem Lehrplan verzahnt werden sollte. „Wir hatten beim Besuch der zwölften Jahrgangsstufe etwa eine Gruppe, die die Genschere CRISPR Cas schon aus dem Unterricht kannte und eine Gruppe, für die das Thema Neuland war. Das hat natürlich einen großen Unterschied ausgemacht“, erklärte Elke Borchert. Unterschiede muss es auch bei den einzelnen Altersstufen geben. So gehe es bei den sechsten Klassen zunächst darum, die Faszination für das Thema Kulturpflanzen zu wecken, Aspekte wie Artenvielfalt zu diskutieren und am Beispiel der Genbank mit ihren 151.000 Mustern möglichst anschaulich zu demonstrieren. Für die zehnten Klassen stehen auch weiter Fragen rund um das Thema Chromosomen und Zellteilung auf dem Programm, während sich die Leistungskurse der zwölften Jahrgangsstufe mit Grüner Gentechnik und Epigenetik beschäftigen. „Wir möchten den älteren Schülerinnen und Schülern aber durchaus auch ein Stück weit vermitteln, was sie später an der Uni oder einer Berufsausbildung erwartet“, bekräftigt Elke Borchert.

Viel zu tun also auch für Eventmanagerin Lisa Schlehuber, bis sie am 1. Juni 2023 die nächsten Gruppen aus Ballenstedt am Institut begrüßen kann. Am Welterntetag kommen Mädchen und Jungen aus den sechsten Klassen. Und vielleicht, so Jens Freitag, entscheidet sich der eine oder andere Gymnasiast später auch für einen beruflichen Einstieg am IPK.

Ein Video zum Thema finden Sie hier.